Wichtige Punkte
- Absinth ist ein Kräuterlikör, Everclear ein neutraler Getreidealkohol.
- Der Alkoholgehalt von Everclear liegt bei bis zu 95 % vol., Absinth meist zwischen 45‑74 %.
- Rechtlich gelten in Deutschland unterschiedliche Vorschriften für beide Produkte.
- Geschmack, Verwendung in Cocktails und Risiken unterscheiden sich stark.
- Ein einfacher Vergleich hilft, Verwechslungen zu vermeiden.
Der Absinth ist ein hochprozentiger Kräuterlikör, der traditionell aus Wermut, Anis, Fenchel und weiteren Pflanzenextrakten hergestellt wird. Im Vergleich dazu ist Everclear ein neutraler Getreidealkohol mit einem Reinheitsgrad von bis zu 95 % Volumenalkohol (190 Proof). Auf den ersten Blick könnte man denken, beide seien einfach nur „starker Alkohol“, aber die Unterschiede sind fundamentaler als die meisten vermuten.
Warum taucht die Frage „Sind Absinth und Everclear dasselbe?“ immer wieder auf? Meist, weil beide in Bars als Basis für starke Mixgetränke verwendet werden und weil ihr hoher Alkoholgehalt für Anfänger verwirrend sein kann. In diesem Beitrag klären wir die chemischen Grundlagen, den Geschmack, die gesetzlichen Rahmenbedingungen und geben praktische Tipps, damit du beim nächsten Einkauf sofort erkennst, was du wirklich kaufst.
Was steckt wirklich im Absinth?
Absinth entsteht durch mehrstufige Destillation. Zuerst werden die getrockneten Kräuter - vor allem Wermut (Artemisia absinthium) - in Alkohol eingeweicht. Das Ergebnis ist ein stark aromatisiertes „Mazerat“. Anschließend wird das Mazerat destilliert, wobei sich die flüchtigen Öle, darunter das berüchtigte Thujon, im Destillat anreichern. Danach wird das Grundwasser‑ und Zucker‑Ansatz‑Verhältnis angepasst, um den gewünschten **Absinth**‑Geschmack zu erzielen.
Thujon ist ein natürlicher Wirkstoff, der in höheren Dosen neurotoxisch sein kann. Moderne EU‑Regelungen begrenzen Thujon auf maximal 35 mg/kg für normalen Absinth und 10 mg/kg für Extra‑Absinth. Das bedeutet, der typische Absinth, den du heute im Laden findest, ist deutlich weniger „giftig“ als das berüchtigte „grüne Gespenst“ aus dem 19. Jahrhundert.
Everclear - der reine Neutralalkohol
Everclear ist kein Kräuterlikör, sondern ein Neutralalkohol. Er wird aus Getreide (oft Mais) durch mehrfache Destillation erzeugt, bis fast keine Aromastoffe mehr im Endprodukt verbleiben. Das Ergebnis ist ein klarer, geschmackloser Alkohol, der vor allem in der Gastronomie als Basis für Liköre, Sirups und hochprozentige Cocktails genutzt wird.
In den USA wird Everclear in zwei Varianten verkauft: 151 Proof (75,5 % vol.) und 190 Proof (95 % vol.). In der EU ist der Verkauf von Spirituosen mit einem Alkoholgehalt über 96 % stark reglementiert, sodass Everclear dort nur in speziellen Fachgeschäften erhältlich ist.
Alkoholgehalt im Vergleich
Der offensichtliche Unterschied liegt im Alkoholgehalt:
| Merkmal | Absinth | Everclear |
|---|---|---|
| Alkoholgehalt (Vol.) | 45 % - 74 % | 75,5 % - 95 % |
| Hauptzutat | Kräuter (Wermut, Anis, Fenchel) | Getreide‑Neutralalkohol |
| Geschmack | Würzig, anisartig, leicht bitter | Geschmacksneutral |
| Typische Verwendung | Cocktails, traditionelle Verdünnung (Wasser, Zucker) | Basis für Liköre, Infusionen, starke Shots |
| Rechtlicher Status (DE) | Erlaubt, max. 35 mg/kg Thujon | Nur in Fachhandel, >96 % verboten |
Gesetzliche Rahmenbedingungen
In Deutschland regelt das Alkoholgesetz sowohl die zulässige Thujonmenge als auch die Höchstgrenze für den Alkoholgehalt. Absinth, der die Thujon‑Grenze einhält, darf frei im Handel angeboten werden. Everclear hingegen fällt unter die „hochprozentigen Spirituosen“ und darf nur mit einem Alkoholgehalt bis maximal 96 % vol. (nach EU‑Richtlinie 2008/119/EG) verkauft werden. Produkte, die darüber liegen, benötigen eine Sondergenehmigung und sind meist nur für industrielle Zwecke zugelassen.
In den USA variiert die Gesetzeslage von Bundesstaat zu Bundesstaat. Manche Staaten verbieten den Verkauf von 190 Proof vollständig, während andere ihn nur in lizenzierten Genussmitteln zulassen. Diese Uneinheitlichkeit führt häufig zu Verwirrung bei Reisenden, die glauben, Everclear sei überall gleich verfügbar.
Geschmack & Anwendung in Drinks
Das Aroma von Absinth macht ihn zu einem Lieblingsbestandteil klassischer Cocktails wie dem „Sazerac“ oder dem „Absinthe Frappé“. Das typische Ritual ist: ein Zuckerwürfel wird auf ein spezielles Absinth‑Glas gelegt, darüber ein Tropfen Wasser geträufelt und dann langsam mit kaltem Wasser verdünnt. Das Ergebnis ist ein milchig‑weißer Schaum, der „Louche‑Effekt“ genannt wird.
Everclear hingegen wird fast niemals pur getrunken - zumindest nicht von Genusstrinkern. Stattdessen dient er als Basis, um eigene Liköre zu kreieren (z. B. hausgemachter „Fruit Infused Everclear“) oder um Cocktails mit extremem Alkoholgehalt zu verstärken, etwa im „Zombie“ oder im „Four Horsemen“. Aufgrund seines neutralen Geschmacks lässt er andere Aromen unverfälscht durchscheinen.
Sicherheitsaspekte und Mythen
Beide Getränke können gefährlich sein, wenn man sie missbraucht. Der hohe Alkoholgehalt von Everclear führt schnell zu einer Alkoholvergiftung, wenn er nicht richtig dosiert wird. Absinth wird oft mit Halluzinationen assoziiert - ein Mythos, der auf überhöhten Thujonwerten aus dem 19. Jahrhundert beruht. Heutige Produkte enthalten so wenig Thujon, dass sie allein nicht mehr für halluzinogene Effekte sorgen.
Ein weiterer Irrglaube ist, dass Absinth „besser“ als Everclear sei, weil er „natürlich“ ist. In Wahrheit hängt die Gefahr mehr vom Alkoholgehalt und der Konsummenge ab als von der Herkunft der Aromastoffe. Ein verantwortungsvoller Umgang bedeutet: immer dosieren, nie auf leeren Magen trinken und schonend verdünnen, wenn man das Getränk pur probieren möchte.
Praktische Tipps beim Kauf
- Auf das Etikett schauen: Wenn das Produkt Absinth heißt, sollte Wermut und ein maximaler Thujon‑Wert von 35 mg/kg angegeben sein.
- Bei Everclear prüfen, ob die Angabe 151 Proof (75,5 %) oder 190 Proof (95 %) lautet - das entscheidet, wie stark das Getränk ist.
- Im Deutschen Handel sind nur Absinth‑Varianten bis 74 % vol. erlaubt; alles darüber fällt unter das Sondergenehmigungsverfahren.
- Für private Infusionen empfiehlt es sich, Everclear mit 75 % zu wählen, weil 95 % zu stark für sichere Handhabung ist.
- Wenn du ein klassisches Cocktail‑Erlebnis willst, greife zu einem echten „French‑Grade“ Absinth, der noch leicht grünlich schimmert und ein intensiveres Kräuterprofil bietet.
Fazit
Absinth und Everclear sind alles andere als das Gleiche. Der eine ist ein aromatischer Kräuterlikör mit historisch umstrittenem Thujon‑Gehalt, der andere ein fast reiner, hochprozentiger Alkohol, der vor allem als Basis dient. Beide haben ihren Platz in der Getränkekultur, aber das Wissen um Unterschiede - von Alkoholgehalt über rechtliche Lage bis hin zu Geschmack und Anwendung - verhindert Missverständnisse und schützt vor ungewollten Folgen.
Ist Absinth immer grün?
Nein. Es gibt roten, klaren und sogar goldenen Absinth. Die Farbe hängt von den verwendeten Kräutern und dem Herstellungsprozess ab.
Darf ich Everclear in Deutschland kaufen?
Nur in Fachgeschäften, und dann höchstens mit 96 % Alkohol. Produkte darüber sind in Deutschland nicht zum Verkauf zugelassen.
Wie verdünne ich Absinth richtig?
Lege einen Zuckerwürfel auf ein spezielles Absinth‑Glas, tränke ihn mit ein bis zwei Tropfen Wasser und gieße dann langsam eiskaltes Wasser dazu. Das Verhältnis liegt meist zwischen 1:3 und 1:5, je nach Geschmack.
Welche Risiken birgt der Konsum von Everclear?
Bei hohen Dosen kann Everclear schnell zu einer Alkoholvergiftung führen. Auf keinen Fall pur trinken, immer gut dosieren und mit Mixern oder Wasser verdünnen.
Gibt es gesetzliche Auflagen für den Thujon‑Gehalt?
Ja. In der EU darf Absinth maximal 35 mg Thujon pro Kilogramm enthalten; für Extra‑Absinth gilt eine Grenze von 10 mg/kg.